Silke Gründer Katzenverhaltensberaterin — silkegruender.ch

Ein Katzenbaum zieht ein

Hast du schon einmal versucht, deine Wohnung durch Katzenaugen zu sehen? Für deine (reine) Wohnungskatze stellt deine liebevoll eingerichtete Wohnung zeitgleich auch «ihr Revier» dar. Vergleiche deine menschlichen Bedürfnisse mit den Grundbedürfnissen einer Katze, so wird dir schnell klar, dass du aktiv etwas dafür tun musst, damit deine Katze nicht auf Plan B oder C zurückgreifen muss, wenn sie ihre Grundbedürfnisse stillen will. Wir menschlichen Mitbewohner interpretieren dann manchmal voreilig falsch, indem wir beispielsweise denken: «das hat sie mit Absicht getan…», «das macht er, weil er mich ärgern will…».

Falls du bisher keine Katzenmöbel wie zum Beispiel Kratz- & Kletterbaum, Katzenregal, Kratzbrett, Kletterwand, Katzentunnel, usw. angeschafft hast, wird sich dein Stubentiger selbst behelfen. Bei einem Menschen würden wir sagen: «er löst es pragmatisch».

  • Zum Krallen wetzen und Duftmarken setzen eignet sich super die Sofaecke oder verkehrt herum unterm Sofa entlangflitzen ist auch sehr beliebt (und ich muss zugeben ein zuckersüsser Anblick).
  • Zum Klettern laden die hübsche Gardine, die Polstermöbel oder sogar dein Bein ein.
  • Deine Regale, Schränke, Tische und Polstermöbel – also alles, was irgendwie erhöht ist, nutzt sie, um ihr Revier zu überblicken oder ungestört ruhen zu können. Und für die berühmten «5 Minuten» als Flitzstrecke bietet sich all das auch super an… ich sage nur «Yee-haw» 😊.

Je nach deinen Dekorationsgelüsten, wird die eine oder andere Oberfläche dabei auch mal rasch von Katzenpfoten leergefegt. (Das mit der Absicht ist noch ungeklärt – ich weiss, es gibt Videobeweise von diesen Situationen, in denen die Katze mit einer Engelsgeduld Dinge über die Kante schiebt 😊). Dabei möchte ich hier grad erwähnen, dass ich kein Fan von angekündigt «lustigen» Katzenvideos bin. Zu oft werden darin Situationen gezeigt, in denen sich eine Katze erschreckt oder sie zu etwas genötigt wird, damit man die Reaktion filmen kann – ist nicht cool – und das macht auch was mit den Katzen. Und ein „Ach komm Silke, ist doch lustig!“ … nee isses nicht… Aber wieder zurück zum Thema.

Nun ist für dich sicher nachvollziehbar, dass du den Lebensraum deiner Katze «bereichern» solltest. Das Ziel ist hier, dass du die artspezifischen Bedürfnisse deiner Katze abdeckst. Wenn du das Wohlbefinden deiner Katze im Auge behältst, beeinflusst du ihr Verhalten damit positiv und verbesserst ihre Lebensqualität. Die richtigen Katzenmöbel schonen deine Einrichtung, du bist gelassener im Umgang mit ihr, was auch wichtig für deine Katze ist, um sich entspannen zu können. Ich nenne das eine Win-win-Situation.

Es macht also Sinn, deinem Stubentiger je nach Gemüt und Vorlieben, einen Katzenbaum zu besorgen. Optimalerweise bietet er deiner Katze folgende Möglichkeiten:

  • Bewegung/Fitness
    Hochflitzen und klettern stärkt die Muskeln bei Katzen. Dabei verbessern sie ihre Koordination und es hilft beim Abbau von überschüssiger Energie.
  • Schlaf- und Ruheplatz/geschützter Ort
    In der Höhe oder in einer Höhle können Katzen gut zur Ruhe kommen. Keine/zu wenig Ruhe bedeutet Stress und andauernder Stress kann zu chronischen Krankheiten führen.
  • Beobachtungsstandort
    Katzen sind Meister im Beobachten und behalten gerne den Überblick.
  • Neue Wegstrecken
    Katzen nutzen gerne Strecken über die Möbel.
  • Krallen wetzen
    Das ist sehr wichtig für die akustische und optische Kommunikation der Katze. Regelmässig läuft die Katze ihr Revier ab und erneuert diese. Ebenso prüft sie, ob andere Katzen Botschaften hinterlassenen haben (Bestandteil des Sozial- und Territorialverhaltens). Zudem dient es der Krallenpflege. Wenn es so richtig wild ist, kann es sich auch um Imponierkrallenschärfen handeln (möglicher Grund: Übersprungshandlung oder Demonstration von Selbstsicherheit).
  • Duftmarken setzen
    Dies dient der olfaktorischen Kommunikation und wird ebenso regelmässig erneuert und nach hinterlassenen Botschaften abgecheckt. Die eigenen Markierungen wirken für die Katze beruhigend.
  • Erkunden
    Katzen überprüfen immer wieder ihr Revier, damit andere Katzen ihnen dies nicht streitig machen. Zudem sind Katzen auch sehr neugierig und erkunden gerne ihre Umgebung.
  • Verstecken
    Das ist sehr nützlich beim Spielen und falls die Katze Schutz suchen muss.
  • Spielen
    So üben Katzen ihr Jagdgeschick und leben ihren Jagdtriebaus.

Bei deiner Suche wirst du auf unterschiedliche Arten von Katzenbäumen stossen. Bei deiner Auswahl wird der geplante Standort eine grosse Rolle spielen. Ebenso der Aktivitätsgrad deines Stubentigers. Was das betrifft, kann dich deine Katze jedoch auch überraschen, falls sie noch nie solch eine Kletter- oder Rennmöglichkeit hatte 😊. Da kann sich deine Schosskatze rasch in einen Mini-Puma verwandeln – ein sogenannter Befreiungsschlag. Es gibt die klassischen Katzenbäume. Diese stehen auf dem Boden. Hier kannst du wählen, wie viele Etagen und Höhlen dieser haben soll. Dann gibt es Wandkratzbäume. Hier ist eine ausreichend stabile Wand nötig (Schau vorab, ob du in die notwendige Tiefe bohren kannst und die Dübel auch sehr gut darin halten). Und es gibt auch Deckenspanner, welche zwischen dem Boden und der Decke eingespannt werden. Alternativ zu Katzenbäumen wirst du auch auf Katzenregale, Katzentunnel, Kletterwände und Kratzbretter stossen. Ich werde hier allerdings beim Thema Katzenbaum bleiben.

Den passenden Katzenbaum kaufen

Worauf achte ich beim Kauf eines Katzenbaumes? Kurz gesagt muss die Grösse des Baumes der Grösse der Katze entsprechen, sie sollte darauf genug grosse Liegeflächen finden. Der Katzenbaum muss auch in den «wilden 5 Minuten» kippelfrei standhalten. Und die gute Qualität der Materialien hilft, dass deine Katze lange etwas davon hat und sich nicht verletzt.

Stabilität
Der Katzenbaum muss inklusive der auf ihm turnenden Katze(n) wackelfrei stehen (bleiben).

  • Den Durchmesser der Sisalsäulen beachten (beim letzten Kauf entschied ich mich für einen Durchmesser von 15cm). Bei qualitativen Katzenbäumen steht der Durchmesser in der Infobox. Falls du die Info nicht findest, frag vor dem Kauf nach.
  • Für grosse Katzen empfiehlt sich der Durchmesser der Sisalsäulen ab 14 cm (günstige Katzenbäume haben meist dünne Säulen – geh in ein Fachgeschäft und schaue dir die verschiedenen aufgebauten Katzenbäume an und stupse sie mal ein wenig an, damit du ein Gefühl dafür bekommst wie stabil sie sind und dann stelle dir deinen Stubentiger in seinen wilden 5 Minuten vor – das sollte helfen).
  • Anzahl Säulen, auf denen der Baum nach oben aufbaut.
  • Das Bodenbrett, in dem die Säulen eingeschraubt sind, muss gross und schwer genug sein, damit der Katzenbaum nicht kippen kann. Viele Stubentiger erklimmen schwungvoll teils ab der Mitte ihren Katzenbaum.
  • Der Schwerpunkt des Katzenbaumes sollte sich in Bodennähe befinden.
  • Achtung, wenn der Katzenbaum für den Balkon gedacht ist, darf dieser nicht kippen – also sehr gut checken auf welche Seite dieser kippen würde (wenn die Katze mal so richtig wild darauf herumturnt). Am besten befestigst du diesen. Wenn das gar nicht geht drehe ihn so, dass er nie Richtung Balkonbrüstung kippen kann (das ist vor allem bei selbstgebauten Exemplaren wichtig).

Materialien
Es ist wichtig, dass der Katzenbaum aus ungiftigen Materialien hergestellt ist. Daher macht es Sinn, sich regional zu erkundigen oder mindestens im Fachgeschäft. So kommst du zu allen nötigen Informationen vom Profi und kannst sagen was dir wichtig ist. Ein neuer Katzenbaum riecht neu – aber nicht chemisch. Zudem gibt es Katzenbäume, bei denen die Bezüge waschbar sind. Katzen sind allerdings nicht so in frischgewaschene Wäsche vernarrt wie der Mensch. Ihr eigener Duft gibt ihnen Sicherheit, daher vielleicht nur waschen, wenn es unbedingt nötig ist und dann vielleicht nicht grad alle miteinander.

Scharfe Kanten/herausstehende Schrauben oder Tackernadeln
Qualitativ verarbeitete Module der Katzenbäume sind sorgsam hergestellt. Ein Grund mehr, sich für einen Katzenbaum zu entscheiden, welchen du beim Profi kaufst.

Höhe des Katzenbaumes
Beachte hierbei die (bekannten) Fähigkeiten deiner Katze. Ist sie schon älter, hat sie chronische Krankheiten (mit Schmerzen), kann deine Katze evtl. nicht mehr so gut springen, dann lohnt es sich, dass die Sisalsäulen nicht zu hoch sind und sie gut auf die verschiedenen Plattformen kommen kann.
Ist dein Stubentiger (gefühlt) noch jung und aktiv? So ist dein Entscheidungskriteritum wahrscheinlich der Ort, an dem du den Katzenbaum platzieren willst. Sobald ein höheres Regal, ein Schrank dadurch für deinen Stubentiger erreichbar werden, nimmt dieser das dankend an (wo wir wieder bei deiner Deko wären, die dann gut überlegt sein sollte). Falls du mehr als eine Katze hast, schau dass immer ein zweiter Weg nach unten möglich ist. In einem Mehrkatzenhaushalt sollte es keine Sackgassen geben, damit sich die Katzen immer aus dem Weg gehen können oder falls eine auf Krawall gebürstet ist, die andere ausweichen kann.

Höhe mindestens einer Sisalsäule am Katzenbaum
Schau, dass mindestens eine zugängliche Säule komplett mit Sisal umwickelt ist, an der sich dein Stubentiger gestreckt (ich weiss das ist ambitioniert) die Krallen wetzen kann. Manchmal sehe ich Katzenbäume, welche vielleicht für Katzenwelpen sinnvoll sind. Vielleicht hast du schon mal eine Katze beobachten können, die umständlich versucht an einer Minisisalsäule zu kratzen. (Wenn ich so darüber nachdenke, als Katze fände ich eine knuffige hohe Sofalehne halt schon noch herrlich, um alle vier Pfoten in die Polster zu tackern und lustvoll zu kratzen. Der Trick ist immer, deiner Katze eine bessere – sprich womit der Mensch leben kann – Alternative anzubieten und schmackhaft zu machen).

Grösse der Liegeflächen
Wer schon mal gesehen hat, dass um die Liegefläche noch ganz viel Katze übrig ist, weiss wovon ich rede. Schaue dir die Masse der Liegeflächen an. Am besten schneidest du das Viereck/den Kreis mal aus vorhandenem Zeitungspapier oder ähnlichem aus und legst es auf den Boden… die Chance steht recht hoch, dass sich dein Stubentiger zumindest draufsetzt… und wenn du dann noch an einer Seite etwas zuppelst, geht’s in den Spielmodus und sie liegt drauf. Und schon siehst du, ob sie gut platz darauf hat (ich nenne es spontan die «Silkche Katzenplatz-Methode» 😊) Schau dir (auch) Katzenbäume für Grosskatzen an. Und da die Liegeflächen grösser sein müssen, ist aus Stabilitätsgründen auch der ganze Baum grösser. Anders ist es natürlich, wenn du dich (für gut angebrachte) Liegeflächen mit einer Wandhalterung entscheidest. Oh – und falls du mehrere Katzen hast, braucht es natürlich mehr Liegeflächen.

Grösse der Höhlen
Hierbei ist der Höhleneingang ein wichtiger Punkt. Ich finde Rückzugsorte für die Katze sehr wichtig und das coolste ist eben schon, wenn sie Plätze in ihrem (Wohnungs-)Revier kennt, bei denen sie weiss, dass sie dort in Ruhe gelassen wird. Jedoch sollten wir bei Notfällen immer die Katze zu uns holen können. Zum Beispiel wenn dein Stubentiger keine Lust auf die notwendige Medikamenteneinnahme hat und dazu tendiert, sich für dich unerreichbar zu machen. Ist das der Fall, lasse dies bei deiner Entscheidung bei der Höhle mit einfliessen.

Spielzeug
Manche Katzenbäume haben ein hängendes Sisalseil und evtl. ein/zwei baumelnde Kunstmäuse oder Flauschbällchen. Beim Kauf kommt ein Katzenbaum gut ohne Spielzeug aus. Lege am einfach abwechselnd etwas zum Spielen auf die eine oder andere Ebene des Katzenbaumes. So bleibt das Spielzeug für deine Katze interessant und beim Versorgen kannst du es dann routinemässig auf Schäden prüfen und ersetzen. Falls der Katzenbaum angebundenes Spielzeug hat, sollte die Schnur nicht zu lang sein, damit deine Katze beim wilden Spielen nicht daran hängen bleibt.

Der (geplante) Standort des Katzenbaums

Je nach geplantem Standort werden sich auch ein paar Kriterien ändern. Sei es wie viel Platz du dort zur Verfügung hast und/oder was du deiner Katze an oberen Wegen ermöglichen oder nicht ermöglichen willst. Jede Katze hat individuelle Vorlieben. Beobachte ihr Verhalten, dann kannst du sicher den besten Standort für sie eingrenzen. Was kommt bei Katzen gut an:

  • Beim Fenster (guter Beobachtungsplatz, vermeide jedoch Zugluft und wenn du auf ein gekipptes Fenster nicht verzichten willst, lege dir bitte stabilen Kippfensterschutz zu, welcher auch oberhalb entlangführt und die Katze tragen «würde». Bisher erscheint mir dieser Schutz am stabilsten: https://www.katzenfenster.de/).
  • An einer Wand positionieren (bietet Schutz, dass sie nicht alle Seiten im Auge behalten muss).
  • Einen ruhigen Ort (für Rückzug und Entspannung).
  • Einen Ort, wovon sie alles gut überblicken kann.
  • In der Nähe von Möbeln, welche ihr ermöglichen, oberhalb den Raum zu erkunden.

Je nach den Vorlieben deines Stubentigers findest du sicher gute Plätze und denke daran, dass du den Bereich zum Beispiel mit Katzenregalen oder einer Kletterwand erweitern kannst.

Ok nun lass uns alles im Kopf durchspielen 😊

Den Kauf hast du getätigt. Die Kartons (hoffentlich mit Hilfe) in die Wohnung hochgetragen und deine Katze inspiziert diese schon mal freudig. Nun zählst du die Einzelteile und sortierst alles laut Bauanleitung. Währenddessen hast du höchstwahrscheinlich schon eine unglaublich glückliche Katze, die jauchzend von Riesenkarton zu Riesenkarton wechselt. Es gibt auch Stubentiger, die aktiv mit dem wachsenden Katzenbaum Etage um Etage höher steigen. Baue am besten den Katzenbaum mit einer weiteren Person auf, da das Gewicht, auch beim Zusammenbauen, nicht zu unterschätzen ist. Und lasse deine Katze(n) notfalls im Nebenraum, damit eine Verletzungsgefahr ausgeschlossen werden kann.

So nun steht das Prachtstück von Katzenbaum an der angedachten Stelle und mit Glück startet schon jetzt der Flausch-TÜV. Du wirst rasch feststellen, ob du den idealen Ort ausgewählt hast. Der Katzenbaum riecht neu, daher ist die Reaktion recht unterschiedlich. Entweder deine Katze bespielt ihn sofort oder nutzt ihn als neuen Weg, um auf den Schrank zu kommen, falls du mehr als einen Stubentiger hast, geht der Run auf den höchsten Liegeplatz los. Es gibt auch die Option, dass die vielen leeren Verpackungen interessanter bleiben.

Was kannst du tun, wenn der Stubentiger den Katzenbaum meidet?

  • Plan A: Gib deinem Stubentiger einige Zeit. Es gibt Katzen, die sich an etwas Neues erst gewöhnen müssen.
  • Plan B: Probiere Anreize wie Spielzeug und Lieblingssnacks an den weiteren Tagen aus.
  • Plan C: Versuche den Katzenbaum beim Spielen mit ihr, aktiv mit einzusetzen. Falls deine Katze den Katzenbaum weiterhin meidet, mag sie eventuell den Bezugsstoff nicht?
  • Plan D: Du kennst es sicher, dass deine Katze nicht alle Decken/Kissen oder ähnliches mag. Worauf sitzt sie gerne? Ist es ein Kissen, dann nimm probehalber mal den Kissenbezug und lege diesen auf eine Liegefläche. Falls sie diese dann nutzt, kannst du die anderen Liegeflächen auch mit diesen Stoffen abdecken.
  • Plan E: Versuche den anderen Ort in deiner Wohnung, welcher dir bei der Planung noch vorschwebte.

Nun wünsche ich dir viel Erfolg beim Katzenbaumkauf 😊 dem Aufbau und den Anblick deines zufriedenen Stubentigers, welcher sich dann hoffentlich gerne darauf räkelt und seine Krallen hauptsächlich nur noch darin hineinschlägt.

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