Katze und Gesundheitsvorsorge – echt jetzt?
Wie viele von «uns» denken oder haben gedacht, dass Katzen als Haustier ja praktisch Selbstläufer sind…? Schliesslich leben sie ja auch in freier Wildbahn und da guckt auch keiner, ob sie auch brav alle Impfungen haben oder vom Zahnstein befreit sind. Bevor eine Katze bei uns einzieht, kreieren wir in unseren Köpfen die entzückendsten und coolsten Bilder wie das Leben mit unserem Stubentiger bei uns aussehen wird. Du stellst dir die euphorische Begrüssung an der Eingangstüre vor, das lustige Spielen mit ihr und das Herumtollen in der Wohnung. Das i-Tüpfelchen ist das Kuscheln/Streicheln, bei dem dich deine Katzen mit friedvollem Schnurren belohnt 😊 soll ja schliesslich auch gut für den Blutdruck sein. Und dies bitte alles die nächsten 12 bis 16+ Jahre so.
Der Einzug naht und mit deinem neuen Mitbewohner erhältst du gleich einen Impfausweis (inkl. dem Hinweis, ob die Impfungen noch abgeschlossen werden müssen). Und falls eine Jungkatze bei dir einzieht, kann es sogar sein, dass du die zukünftige Kastration bei der Übergabe schon zahlst. Dies erging mir so, als ich zwei Katzen von einem Bauernhof holte. So sollte «garantiert» sein, dass niemand aus Spargründen seine Katze nicht kastrieren lässt. Ich war erstaunt, finde das Vorgehen rückblickend jedoch sehr gut – vor allem bei Freigängern.
Das erste Mal bei der Tierärztin
Nun kommt Trudy (ich nenne sie einfach mal so 😊) zu dir nach Hause. Höchstwahrscheinlich wirst du innerhalb des ersten Jahres deinen ersten Tierarzttermin mit ihr haben. Und deine Tierärztin wird dir innert kurzer Zeit einige Fragen stellen.
Je nach dem Alter von deiner Katze Trudy fragt sie detaillierter. Eine grosse Herausforderung bleibt hier, dass wir schnell interpretieren und daher den klaren Blick für Beobachtungen verlieren oder es schlicht nie gelernt haben – auch hier wird deine erfahrene Tierärztin sicher mehr als einmal nachfragen wie du dies und jenes denn meinst.
Impfungen & Co
Wegen der Impfungen wird deine Tierärztin dich fragen, ob deine Katze Trudy eine Freigängerin ist. Mit diesen Infos kann deine Tierärztin dich über sinnvolle oder gar notwendige Impfungen innerhalb der Schweiz gut beraten. Hier kannst du nachlesen, was die «Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin» empfiehlt.
Ist Trudy eine Freigängerin oder du gibst sie über die Ferien in eine Tierpension, wirst du höchstwahrscheinlich 1 Mal im Jahr zum Tierarzt gehen. Hier macht deine Tierärztin mit Trudy den notwendigen Gesundheitscheck und frischt nötigenfalls die Impfungen auf.
Ist dein Stubentiger Trudy eine reine Wohnungskatze und wirkt sie gesund, stellst du sie deiner Tierärztin wahrscheinlich in den ersten 6 bis 7 Jahren seltener vor. Deine Tierärztin wird sinnvolle Impfabstände und Zahnsteinkontrolle mit dir besprechen. Du siehst – ein vertrauensvolles Verhältnis zu deiner Tierärztin ist sehr wichtig. In diesem Zusammenhang kommt mir soeben das Thema Krankenversicherung für Katzen in den Sinn. Ich hatte nie eine und beschäftige mich auch nicht näher damit, daher lasse dich auch hier von deiner Tierärztin gut beraten. Hier geht es um Kosten und Bauchgefühl ist da ein schlechter Berater.
Entwickle für deine Katze einen guten Blick
Jedes Mal, wenn deine Katze Trudy zum Tierarzt muss, wird deine Tierärztin dir Fragen zu ihrem Allgemeinzustand stellen. Hier kann es dir helfen, wenn du dich zu einem guten Katzenbeobachter entwickelst 😊 (Wichtig: beobachten bedeutet nicht interpretieren). Oft führt der Weg zur Diagnose über das Ausschlussverfahren, daher sind deine Angaben eine sehr grosse Hilfe. Behalte folgendes im Kopf: deine Tierärztin sieht deinen Stubentiger nur in diesen paar Minuten beim Termin und das dazu in einer fremden Umgebung.
Folgende Themen könnte deine Tierärztin bei dir abfragen:
Hier kommt es natürlich auch auf den Grund deines Tierarztbesuches an
- Fressverhalten: Appetit, Menge, Häufigkeit (fütterst du Feucht- und/oder Trockenfutter; stellst du das Futter selbst zusammen – notfalls kann dein Tierarzt schauen, ob der tägliche Energiebedarf abgedeckt ist)
- Trinkverhalten: Menge, Häufigkeit
- Gewicht: ein Thema ist, ob Unter- oder Übergewicht – sehr wichtige Hinweise sind Gewichtsveränderungen
- Kot: Menge, Häufigkeit, Konsistenz, blutig, Miauen/Fauchen beim Kotabsatz
- Urin: Menge, Häufigkeit; veränderte Harnfarbe, Blut beigemengt, Miauen/Fauchen beim Urinieren
- Fellveränderungen: struppig, kahlgeleckte Stellen
- Verhaltensänderungen: Vitalität, verminderte Spiel- & Kontaktfreudigkeit, veränderte Schlafgewohnheit, Verlust Stubenreinheit, Ängstlichkeit, Aggressivität, …
- Entwurmung: Wann wurde das letzte Mal entwurmt (bei Freigängern ein Thema und wenn Frischfleisch verfüttert wird)
Für dich als Erinnerungshilfe 😊 vorbereitete Sticker, welche du dir in deinen Kalender kleben kannst (drucke es direkt auf Avery 3425 Universal Etiketten – oder einfach auf Papier) hier drunter siehst du einen Beispielsticker
Wie oft notieren? (Ja, notieren – so machst du es messbar, vor allem wenn es zu Veränderungen kommt)
Wirkt deine Katze fit und du gehst weniger als 1 Mal im Jahr zum Tierarzt, reicht vielleicht alle 4 – 6 Monate, alles zu notieren. Sieh das bitte nur als Empfehlung – ich spreche hier von 2 – 3 Mal im Jahr. So kannst du es mit deinen letzten Notizen vergleichen. Bei deinem nächsten Tierarztbesuch hast du dann einerseits ein paar Antworten auf die Fragen deiner Tierärztin parat, wenn es um Menge/Häufigkeit/usw. geht und andererseits kannst du bei bedenklichen Veränderungen in der Tierarztpraxis nachfragen, ob ein Termin sinnvoll wäre. Wenn deine Katze älter ist, wird dir deine Tierärztin sicher vorschlagen in welchen Zeitabständen du dir welche Notizen machst und ihr dann evtl. sogar ohne Termin rückmeldest.
Deine Katze wechselt nun ins Seniorenalter?
Laut dem Fachbuch für Tierärzte: «Krankheiten der Katze» von Thieme (6. Auflage) empfehlen sie im mittleren Alter (7 – 10 Jahren), gewisse Laborwerte bestimmen zu lassen. Hier spielen sicher auch die Erfahrungswerte deiner Tierärztin eine grosse Rolle. Bestenfalls sind dann Referenzwerte vorhanden, falls es deiner Katze Trudy mal nicht so gut gehen sollte, oder es zeigt sich schon jetzt, dass eventuell ein Wert nicht so optimal ist und schaut näher hin. Deine Tierärztin wird immer bemüht sein, deine Katze so wenig wie möglich unter Stress zu setzen.
Falls du das Gefühl hast, dass etwas mit deiner Katze nicht stimmt, sind diese Angaben sehr hilfreich für deine Tierärztin:
- Seit wann beobachtest du das?
- Wann hast du das zum ersten Mal bemerkt?
- Wie oft kam es seitdem vor?
- Wie lange hat «es» gedauert?
Für die Katzengesundheit einen guten Mittelweg finden
Von 365 Tagen im Jahr, schreibe ich hier nur von vielleicht 3 x 20 Minuten/Jahr, in denen du die Notizen machst und in Trudy’s eigenen Katzenordner ablegst. Ansonsten lässt du dich an der Türe begrüssen, spielst mit Trudy durch jeden Raum in deiner Wohnung, lauschst dem Schmatzen oder Knuspern, wenn sie sich den Bauch vollschlägt und lässt den Tag mit ihr bequem auf dem Sofa ausklingen – wobei Trudy sich vielleicht inbrünstig in deine Oberschenkel tackert und schnurrt als würden gleich Propeller links und rechts von euch auftauchen.
Noch zum Thema Gewicht. Ich hoffe natürlich, dass dir das Wiegen mit deiner Katze Trudy auf dem Arm, nicht die Laune verhagelt 😊. Klar ist es gemein, wenn man sonst im Alltag einen grossen Bogen um die Waage macht und «nur wegen Trudy» dort draufsteigen muss. (Falls jemand diese Form vom Katzenwiegen nicht kennt: erst wiegst du dich selbst – z. B.: 77 kg – und dann wiegst du dich mit deiner Katze auf den Arm und dort steht nun vielleicht neu 81 kg… also wiegt Trudy 4 kg). Es kann aber auch anders gehen. Ich musste meine Katze auch schon bremsen, dass sie nicht sofort auf die digitale Personenwaage stieg, sobald ich sie hinstellte… da ja erstmal die Null erscheinen musste 😊 hochmotiviert kann ich da nur sagen.
Warum thematisiere ich das auf meinem Blog?
Wer schon in Kontakt mit einer chronisch kranken Katze kam, fragt sich meist, wann das alles angefangen hat und warum es der Katze teils erst schlecht gehen musste, bis man es bemerkte und dann zum Tierarzt ging. Hier geht es mir um Prävention.
Hierzu ein Beispiel: Wer freut sich nicht, wenn die leicht übergewichtige Katze auf einmal schlanker wird, obwohl sie mehr Appetit zu haben scheint – und wird dann erst hellhörig, wenn sie sich öfter übergibt… mit dem Wissen von heute, wäre ich bei der Gewichtsveränderung und dem Schlingen beim Fressen früher zu meinem Tierarzt gegangen. Da ich jedoch durch meine «ui-sie-ist-ein-wenig-übergewichtig – Brille» schaute, hatte ich damals wohl an ein Wunder geglaubt.
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